Über Uns

Neue Musik in unserer Zeit kann nicht nur aus eurozentrischen Traditionen und Konzepten entstehen: Sie muss ihr Wurzelwerk viel weiter aufspannen.

Das in Berlin ansässige Ensemble ɛkstʁaktə wurde 2013 gegründet, um auf diese Einsicht mit einem Ensemble zu reagieren, das genau solche neuen Wurzeln für neue musikalische Ausdrucksformen sucht – ein All-Star-Ensemble aus renommierten, überwiegend in Berlin lebenden Musikern, deren vielfältige musikalische Herkunft lebendige Traditionen aus China, Europa, Indien, Korea, Bulgarien, Syrien, Australien oder den USA sowie Genres wie Jazz, Volksmusik, Techno, Blues, aber auch eurologische Konzertmusik vom Barock bis zur Gegenwart. In variablen Konstellationen, durch akribisch kuratierte Konzertprojekte und in gemeinsamer künstlerischer Forschung arbeitet das Ensemble Extrakte über alle geographischen, historischen, ethnischen, sozialen und ideologischen Ordnungen der Welt hinweg, auf der Suche nach einer neuen Musik für unsere globale Zukunft.

Die musikalischen Kosmopoliten des Ensembles ɛkstʁaktə erforschen das musikalische Potenzial von den Traditionen, die sie jeweils schon kennen – aber auch von ihnen fremden Traditionen. In den Konzerten von Ensemble ɛkstʁaktə greifen Formen des Musizierens, Ideen und musikalische Konzepte aus vielen Ursprüngen ineinander und eröffnen neue Zugänge zur Musik als einer Kunstform, die verschiedene Traditionen fruchtbar miteinander in Beziehung setzt. Jedes Ensemblemitglied ist aufgefordert, alles innerhalb seiner eigenen Tradition zu hinterfragen: seine Beziehung zu Tonhöhen, Skalen, Rhythmen, aber auch zum Publikum bis hin dazu, wie man sich schöne Musik vorstellt, und wie man mit Mitmusike*innen kommuniziert.

Bei all dem ist das Ensemble ɛkstʁaktə völlig frei in der Wahl der Mittel, die seinen künstlerischen Bedürfnissen entsprechen – sei es ein erlerntes Regelsystem für strukturierte Improvisation oder eine interaktive Bildschirm-Partitur, seien es konventionelle Notationen oder verbale Anweisungen, seien es grafische Partituren oder Flussdiagramme, seien es computergenerierte Klänge,  Lichtsignale oder Kopfnicken.

Zwei Fragen sind zentral: Was haben wir so noch nicht zusammengehört? Und – eröffnet uns die Musik, die da entsteht, anregende Einsichten und reiche Empfindungen ?

Der trans-traditionelle Ansatz von Ensemble ɛkstʁaktə ist so neuartig, dass es noch keine Repertoirestücke dafür gibt. Allenfalls könnten wir prozessorientierte, offene Partituren adaptieren. Auch ist das übliche Vergeben von Kompositionsaufträgen nicht auf die Arbeit des Ensembles anwendbar, da jedes Stück aus der Virtuosität, der Tradition und den konzeptuellen Fähigkeiten jedes einzelnen Musikers entwickelt werden muss. Neues Repertoire entsteht also vor allem aus dem Ensemble selbst heraus. So präsentiert Ensemble ɛkstʁaktə vor allem Werke, die in intensiven Workshop- und Rechercheprozessen aus Ideen und Konzepten entwickelt wurden, die von den Mitgliedern des Ensembles selbst vorgeschlagen wurden.

Die Arbeit des Ensembles ɛkstʁaktə wurde von 2014-2020 auch durch zwei künstlerische Forschungsprojekte des matralab – Labor für Forschungs-Kreation in den darstellenden Künsten an der Concordia Universität Montréal getragen, die vom FRQSC Fonds de Recherche-Société et Culture der kanadischen Provinz Québec grosszügig gefördert wurden.



Ensemble:

Sören Birke (Mundharmonikas, Duduk, Maultrommeln, Elektronik)
Klaus Janek (Bass, Elektronik)
Kang Ji-eun (Haegeeum) 
Milliken (Oboen, Rezitation)
Deniza Popova (bulgarischer Gesang)
Farhan Sabbagh (Ud, Riqq)
Gregor Schulenburg (Flöten, Duduk, Shakuhachi)
Ravi Srinivasan (Tabla, Schlagzeug, Khayal-Gesang, Pfeifen)
Wu Wei (Sheng, Erhu)
Gebrüder Teichmann (Plattenspieler, KlangobjekteLive-Elektronik)
Yoo Hong (Daegeum, Changgu)
Zhao Lucy (Pipa)
Duduk, Mundharfen, Elektronik)

Sandeep Bhagwati (Musikalischer Leiter, Komprovisationen,
Ensembleleiter Bordune, Kompositions-Compiler, Dirigent)
Elke Moltrecht (Management, Ensembleleiterin)